Schreiben. Schwarzer Hund Weinlaube und vom ältesten Rebstock in Leoben

Seit 1895 ziert das Wappen „Schwarzer Hund“ die Fassade des stolzen Hauses am Hauptplatz 10 in Leoben, das etwa 1542 erbaut wurde. Geht man durch die Toreinfahrt, gelangt man in den lauschigen Innenhof der Wein-Bar. Dort wächst rechts im Eck der altehrwürdige Weinstock mit seinen ungefähr 200 Jahren, erzählt Inhaber und Vinothek-Betreiber Max Klarmann.
/Artikel & Fotos von Elisabeth Egle im Auftrag von meinBezirk Leoben/

Rotweinrebe mit stolzem Alter

Dieser Methusalem unter den Weinstöcken beschattet hauptsächlich den 100 Quadratmeter großen Innenhof und trägt jedes Jahr Rotweintrauben. Der Rebstock ist aus einem Unterlagsreben-Steckling gewachsen, im Fachjargon G1-Rebe genannt. Max Klarmann hat die Sorte genetisch bestimmen lassen. Der damalige Reben-Experte hat das Alter auf ungefähr 150 bis 200 Jahre geschätzt. Eine C14-Analyse (Radiokohlenstoffdatierung) zur genauen Altersbestimmung zu machen wäre extrem aufwendig – der Weinstock müsste dafür gefällt werden.

Gibt es noch einen älteren Weinstock?

MeinBezirk hat sich auf die Suche gemacht und ist im Burgenland fündig geworden. Im Jahr 2000 wurde in der Weinlage „Riede Viehtrift“, die seit 1580 nicht mehr als Weingarten im Kataster geführt wird, ein alter, nicht näher definierter Weinstock gefunden. Er war tragend und von dornigen Hagebutten umrankt. Nach der Analyse stand fest, dass die „Mutter“ des Grünen Veltliners aus dem Burgenland stammt. 

Seitdem hegt, pflegt und vermehrt der St. Georgener Winzer Hans Moser diesen Weinstock. Der „Verein zur Kultivierung der „St. Georgener Rebe“ wurde extra gegründet und die Rebe wurde 2011 zum Kulturdenkmal erklärt. Im Fall des einzigartigen Weinstocks in Leoben überlegt der Weinlauben-Betreiber ebenfalls, diesen zum Naturdenkmal erklären zu lassen. Das ist aber eine andere Geschichte. 

Nicht mehr lange und es wird gelesen – wahrscheinlich die kürzeste Lese Österreichs mit der größten Gaudi.

Lebendige Frische

„Die Trauben wachsen komplett biologisch ohne Zertifizierung, ich schneide die Triebe gelegentlich aus, und ansonsten holt sich der Stock das Wasser von ganz tief unten“, sagt Max Klarmann, angesprochen auf die Hege und Pflege des Weinstocks. Alle Weinreben sind Tiefwurzler und können, je nach Bodenbeschaffenheit, bis zu 15 Meter tief wachsen. 

Im Fall des möglichen Terroirs von der „Lauben-Cuvée“ könnte man mit einem Augenzwinkern sagen: Aus Leoben kommt die Mineralik des Murschotters, auch liebevoll „Murnoggerln“ genannt, und aus dem Burgenland die Kraft der pannonischen Sonne. 

Lesehelfer im September gesucht

Wie jedes Jahr wird im „Schwarzen Hund“ im September gelesen. Wenn auch die Traubenernte mit 50 Litern klein sein mag, ist sie für den Hausherrn ein besonderes Ereignis. Das burgenländische Weingut Goldenits vinifiziert die Trauben zu einer Rotweincuvée und gibt noch einen kräftigen Schluck vom betriebseigenen Rotwein dazu. 300 Flaschen mit dem Namen „Lauben-Cuvée“ wurden so mit der Ernte 2024 abgefüllt. Für die Lese am 21. September 2025 sucht Max Klarmann noch Lesehelfer. Als Dankeschön gibt es eine schmackhafte Jause und einen Sturm.

Der Weinlauben-Betreiber Max sammelt Korkenzieher. Der älteste ist auch ungefähr 200 Jahre alt.

Ort der Geselligkeit

Der „Schwarze Hund“ war schon immer ein Ort der Geselligkeit. Was den Trinkgenuss betrifft, bleibt der klassische Leobener der Steiermark treu, erzählt der Gastronom aus Leidenschaft. Am liebsten trinken die Gäste Bier, dann wird zu Welschriesling und Sauvignon Blanc gewechselt und später zu schwereren Weinen wie Grauburgunder. Beliebt sind auch Riesling und Smaragd aus der Wachau und Zweigelt-Genießer lieben es süffiger.