Kraulen ist wie Yoga eine Praxis der Präzision

Du gleitest ins Wasser, dein Körper bildet eine Linie, ziehst dich lang von der Zehenspitze bis in den Mittelfinger, dein Kinn senkst du leicht zum Brustbein, dein Nacken ist jetzt in einer Linie mit der Wirbelsäule, dein Scheitel zieht dich nach vorne, dein Kopf ist leicht. Du ziehst deinen Bauchnabel in Richtung Wirbelsäule, wirst noch gerader und länger, spürst die Weite im unteren Rücken, deine Beine sind unendlich lang, gestreckt bis in die Zehenspitzen, die Rückseite deiner Oberschenkel schauen fast aus dem Wasser heraus, du spürst die Kraft in deinen gestreckten Beinen. Du hörst das leise Wasserplätschern, das Wasser streichelt dich. Du spannst den Körper an, machst dich noch länger,  deine Hände fassen weit nach vorne, du tauschst mit den Fingerspitzen ein, deine Hand wird zu einer Schaufel und ziehst unter dir durch nach hinten. Ziehen, drücken, gleiten, du kraulst.

Fotos Wasser: Elisabeth Egle, Porträtfotos: Lana Kammerhofer

Ab ins Wasser! Was für ein Glück.

Mit 42 Jahren habe ich kraulen gelernt und mir einen Sehnsuchtswunsch aus der Kindheit erfüllt. Als Yogalehrerin stelle ich überrascht fest, dass Kraulen wie Yoga eine Praxis der Präzision ist. Du stimmst den Körper, die Atmung und die innere Haltung aufeinander ab. Wenn du dann deine Kraft spürst, wie du das Wasser wegschiebst, um dir den Weg frei zu kraulen und deinem Atem lauschst, kann es sein, dass du in die Glückseligkeit kippst.

/Echte Fotos & Texte von echten Menschen./

Das Freibad Aubad mit seinem 50 Meter-Becken mit Bahnen in Leoben.